Es läuft einfach nicht rund für Rot-Weiss Essen. Uwe Koschinat, Nachfolger von Christoph Dabrowski, konnte das Ruder noch nicht herumreißen. Ein Punkt aus drei Spielen hört sich dürftig an. Das weiß auch der erfahrene Trainer.
Der 53-Jährige brennt für die Aufgabe und versucht alles, damit die RWE-Profis in Form kommen. Eine gute Vorbereitung und viele Gespräche sollten der Grundstein für eine starke zweite Saisonhälfte sein. Doch der Start in Aachen (0:2) ging völlig in die Hose.
Trainer und Spieler vermissten nicht nur die richtige Einstellung, sondern auch Klaus Gjasula, der für Leidenschaft und Kampf steht. Nun könnte der 35-jährige EM-Fahrer von 2024 am Sonntag (26. Januar, 13.30 Uhr) gegen Hannover 96 II sein Debüt für RWE feiern.
Dass der Albaner nach einem grippalen Infekt bis Sonntag bei Kräften ist, hofft natürlich auch Koschinat, der voll des Lobes für seinen Sechser ist: "Klaus Gjasula geht in jeder Trainingsarbeit voran. Er steht auch für die Spieler als Vorbild parat: Er ist derjenige, der es aus der Regionalliga über die Bundesliga zur Europameisterschaft geschafft hat. Ich habe mit einigen Spielern zusammengearbeitet und manchmal nimmt solch eine Verpflichtung die ganze Mannschaft mit. Bei Dennis Diekmeier in Sandhausen war es so ähnlich. Vinko Sapina kann man hier auch aufzählen. Die Haltung, die Wirkung solcher Spieler überträgt sich auf die Mannschaftskollegen. Klaus kann als Blitzableiter, als ein Ankerpunkt sehr wichtig sein, an dem sich andere orientieren."
Erst später als Markus Anfang in höher gestellt hat, war Ahmet der Gamechanger. Es ist super für einen Trainer das von einem Spieler erzählt zu bekommen, von der Geschichte in Dresden wusste ich nichts. Ahmet muss ein Spieler sein, der in hohen Zonen den Unterschied ausmacht.
Uwe Koschinat
Auch für Joseph Boyamba und Ahmet Arslan? Boyamba funktioniert in Essen überhaupt nicht und von Arslan hatten sich alle mehr erwartet - das gehört zur Wahrheit dazu. 17 Spiele, vier Tore, drei Vorlagen: Das hört sich auf den ersten Blick nicht schlecht an. Aber bei einem Spieler, der einst im Trikot von Dynamo Dresden mit 25 Treffern Drittliga-Torschützenkönig wurde, lag die Messlatte höher.
Das wissen sowohl der 30-Jährige als auch sein Trainer. Nun soll Arslan eine neue, viel offensivere Rolle übernehmen und im Bestfall im RWE-Trikot "explodieren". Koschinat gewährte einen Einblick in ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Essener Vize-Kapitän.
Koschinat: "Wir müssen Ahmet Arslan in höhere Positionen bringen. Er erlebt aktuell ein Dejavu aus Dresden. Er sagte mir, dass er dort auch nach dem Ausfall von Niklas Hauptmann das Gefühl hatte, dass er sich die Bälle aus der Tiefe holen musste. So kann er sich nicht in diese Torgefahr bringen, die er besitzt. Erst später als Markus Anfang in höher gestellt hat, war Ahmet der Gamechanger. Es ist super für einen Trainer, das von einem Spieler erzählt zu bekommen, von der Geschichte in Dresden wusste ich nichts. Ahmet muss ein Spieler sein, der in hohen Zonen den Unterschied ausmacht."
Gjasula, Arslan, Jakob Golz im Tor, aber auch Spieler wie Kapitän Michael Schultz, Lucas Brumme oder Tobias Kraulich sind eigentlich dafür prädestiniert, voranzugehen. Das erwartet Koschinat von solchen Akteuren auch.
Doch diese sollen nicht nur aufgrund ihres Wesens als Lautsprecher den Ton angeben, sondern im Bestfall in Kombination mit der Leistung auf dem Rasen. Zumindest bei diesem Punkt ernten zwei Spieler viel Lob, wie Koschinat verrät: "Es gibt Anführer, die nicht durch ihre Persönlichkeit glänzen, sondern durch ihre Spielweise. Jose Enrique Rios Alonso ist solch ein Spieler. Es ist wohl unstrittig in Essen, dass er ein vorbildlicher Kämpfer ist. Das gilt auch für Julian Eitschberger, der sportlich vorangeht. Und auch ein Ramien Safi tut den Gegnern durch seine Tiefenläufe immer wieder weh."
Die RWE-Fans werden am Sonntag genau hinschauen, wer durch Leistung die Mannschaft mitziehen kann und wer vielleicht nur als Lautsprecher in Erscheinung tritt.